Flughöhe heute: null.
Transport Magazin

Flughöhe heute: null.

Helikopter-Transport einfach gemacht: mit dem Actros Heli‑Shuttle von Airglaze Aviation.

Helikopter-Flüge sind teuer. Sehr teuer. Weshalb sich bei kühler Kalkulation eine Überführung per Lkw lohnt. Genau dafür hat Airglaze Aviation den Heli‑Shuttle auf Actros‑Basis entwickelt.

Die Hitze flimmert über dem Asphalt des Vorfelds am Flughafen Kassel Airport. Gemächlich setzt sich der H225 „Super Puma“ in Bewegung. Günstige Flugbedingungen – wenn denn geflogen würde. Bei seiner Reise wird sich der Airbus‑Helikopter keinen Meter in die Luft heben. Stattdessen gleitet er nur wenige Dezimeter über dem Boden dahin – Graham Clarkson ist dabei, ihn mit seinem Pickup auf die Ladefläche eines Spezialtiefladers zu schieben.

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Gesuchte Spezialisten: Fahrer Ingo Graul, Graham Clarkson und sein gleichnamiger Sohn. 

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Ist seit dem ersten Heli-Shuttle mit dabei: Fahrer Ingo Graul. 

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Ist seit dem ersten Heli-Shuttle mit dabei: Fahrer Ingo Graul. 

Clarkson ist Geschäftsführer der Firma Airglaze Aviation im nordrhein-westfälischen Heinsberg. Das Hauptgeschäft der Firma sind Hubschrauberlackierungen und UV‑Schutzbeschichtungen für Lack und Cockpitscheiben. Nur: Irgendwie müssen die fliegenden Kisten ja auch nach Heinsberg kommen. „Weil Flugminuten unglaublich teuer sind, ist es billiger, die Hubschrauber zum Service oder zum Lackieren nicht zu fliegen, sondern sie auf dem Landweg zum Ziel zu bringen“, so Clarkson.

Und weil die Organisation der Straßentransporte mit Fremdspeditionen und Kranunternehmen zu zeitaufwendig und unzuverlässig wurde, übernahmen Firmengründer Graham Clarkson und sein gleichnamiger Sohn den Transport von Helikoptern einfach selbst. „Wir wollten unabhängig von externen Firmen sein“, erklärt der Schotte.

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Mit Augenmaß und Präzision: Ein Schaden am Hubschrauber kann schnell enorm teuer werden. 

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Mit Augenmaß und Präzision: Ein Schaden am Hubschrauber kann schnell enorm teuer werden. 

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Teamwork ist unabdingbar, wenn es um so teure und empfindliche Fracht geht. 

Für den Bau skizzierte der Ingenieur vor Jahren einen Tieflader mit Auffahrrampen, der breit genug ist, um selbst große Helikopter mit Fahrwerk aufzunehmen. „Wichtig war, dass das Beladen keinen Kran erfordert“, sagt Clarkson. Mit dieser Skizze ging es auf eine Luftfahrtmesse. „Das Interesse war überwältigend. Wir kamen mit vollen Auftragsbüchern zurück, dabei war der Auflieger noch nicht einmal fertig“, erinnert sich der Unternehmer. Anfang 2018 übernahm dann der erste „Heli‑Shuttle“ von Airglaze Aviation, gezogen von einem Actros 1848 mit GigaSpace-Fahrerhaus, Transporte in ganz Europa.

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Für den Transport demontiert und extra gesichert: die Rotorblätter. 

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Für den Transport demontiert und extra gesichert: die Rotorblätter. 

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Für den Transport demontiert und extra gesichert: die Rotorblätter. 

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Meter ist die Länge eines Airbus „Super Puma“ H225.

„Wichtig war, dass das Beladen keinen Kran erfordert.“

Graham Clarkson, Geschäftsführer von Airglaze Aviation

Vom Start weg Fahrer des „Tieffliegers“: Ingo Graul. Mit wertvoller Fracht kannte sich Graul schon vorher bestens aus. Er war jahrelang im Jacht‑Transport unterwegs – anspruchsvolle Kunden und teure Ladung kennt er deshalb sehr gut. Denn kostenintensiv wird es schnell beim Helikopter. Ob Verzurröse, Schutzblech oder Sensor für ein Messgerät – ein Schaden kann rasch in den fünfstelligen Euro‑Bereich gehen.

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„Convoi exceptionnel“ – das erklärt sich beim Heli‑Shuttle auf den ersten Blick. 

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„Convoi exceptionnel“ – das erklärt sich beim Heli‑Shuttle auf den ersten Blick. 

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„Convoi exceptionnel“ – das erklärt sich beim Heli‑Shuttle auf den ersten Blick. 

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„Convoi exceptionnel“ – das erklärt sich beim Heli‑Shuttle auf den ersten Blick. 

Von Norwegen, aus Ungarn und bis nach Gibraltar holt und bringt Graul Hubschrauber. Häufig geht es zu den Standorten von Airbus Helicopters in Rumänien, Frankreich und Deutschland. Regelmäßig ist er im Aircraft‑on‑ground-Einsatz für die Deutsche Luftrettung unterwegs. Dann gilt es, liegengebliebene Hubschrauber schnellstmöglich wieder flugfähig zu machen. „Wenn wir für einen Helikopter der Luftrettung erst noch einen Kran an den Abholort bestellen müssten, würde das eine Menge Zeit kosten“, sagt Fahrer Graul. Aufträge für Hubschrauber verschiedener Polizeien in Deutschland und England kommen hinzu.

Die Ladefähigkeit geht hinauf bis zum H225 aus der „Super Puma“-Familie von Airbus Helicopters. So einer, wie ihn Graham Clarkson jetzt in Kassel für den Transport vorbereitet. Nach einer technischen Rundumerneuerung bei Airbus ist der frisch lackierte Super Puma für Export bestimmt. Rotorkopf und Rotorblätter sind für den Transport demontiert.

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Europaweit unterwegs: Ingo Graul schätzt den Komfort des GigaSpace-Fahrerhauses.

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„Wenn ich bis Spanien oder Norwegen fahre – das sind schon traumhafte Touren.“

Hunderte Helikopter hat der erste Heli‑Shuttle schon transportiert. „Die Nachfrage ist extrem hoch, deshalb haben wir schon kurz nach dem ersten einen zweiten Shuttle angeschafft“, erklärt Clarkson. Wie zum Beweis klingelt das Handy, die nächste Anfrage kommt herein. Kein Wunder also, dass neuerdings sogar noch ein dritter Heli‑Shuttle die Flotte bereichert.

„Die heutige Tour geht nach Bremerhaven, dann bin ich in Nordnorwegen unterwegs“, berichtet Graul. Rund 430 Kilometer liegen vor ihm. Vom Überseehafen in Bremerhaven wird der Helikopter zwei Tage später weiterreisen – erneut nicht fliegend, sondern per Frachtschiff bis ins chinesische Schanghai.

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Fotos: Sebastian Vollmert
Video: Martin Schneider‑Lau

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